Kaiserstuhl: Rußrindenpilz lässt Ahornbäume absterben

In vielen Städten des Rheinlandes waren in den letzten Jahren Baumfällaktionen von Ahorn-bäumen ein Thema. Nicht selten wurde von der Vernichtung von weit über 100 Bäumen berichtet.

Hintergrund dieser erforderlichen Maßnahmen ist der dramatische Befall an Ahorn mit dem Rußrindenpilz (Cryptostroma corticale). Nun ist dieser zerstörerische Rindenpilz auch am Kaiserstuhl angekommen. Am Humberg in der Gemeinde Sasbach-Jettingen wurden im Herbst 2019 auf einem Gebiet in Größe von 200 Hektar stark beschädigte und teilweise auch bereits abgestorbene Ahornbäume gesichtet.

Der Pilz profitierte außerordentlich von der ungewöhnlich langen trockenen Hitzeperiode des Jahres 2018. Temperaturen oberhalb von 30° C fördern das Wachstum und die Sporulation von Cryptostroma corticale. Die betroffenen Bäume zeigen welkende Triebe und ein Absterben der Krone. Ein Schleimfluss am Stamm und bei anhaltendem Trockenstress ein Ablösen der Rinde mit schwarzen  dunklen stäubenden Flächen darunter ist zu beobachten. Rinden- und Kambiumnekrosen treten auf, nach dem Fällen ist die stark grünlich-bräunliche Verfärbung des Splintholzes zu sehen.

Nachdem der Rußrindenpilz ein stark und schnell zersetzender Weißfäule-Erreger ist, wird die Stand- und Bruchsicherheit der befallenen Bäume schnell gefährdet und es besteht Handlungsbedarf.

Bergahorn ist besonders gefährdet

Cryptostroma corticale infiziert verschiedene Ahornarten. Am häufigsten betroffen ist Bergahorn, welcher sich am Kaiserstuhl durch Naturverjüngung weitreichend etabliert hat.

Darüber hinaus sind bei uns keine weiteren Wirtspflanzen bekannt. Der Erreger ist ursprünglich in Nordamerika beheimatet, wo auch ein Befall in Linden auftritt. Im natürlichen Verbreitungsgebiet Nordamerikas tritt Cryptostroma meist an totem oder gefälltem Holz auf. Der Pilz kann als Parasit / Endophyt (in einer Pflanze lebend) oder Saprophyt (sich von toter organischer Substanz ernährend) auch an gesunden Pflanzen nachgewiesen werden.

In Europa ist ein erstes Auftreten aus den 1940er Jahren in Großbritannien bekannt. Erst seit 2003 wird Befall auch in der Schweiz, in Österreich und auch Frankreich berichtet. Der Erstnachweis für Deutschland erfolgte 2005. Seitdem wird in trockenen heißen Wetterperioden regelmäßig Befall hauptsächlich in der oberrheinischen Tiefebene und in Großstädten wie Mannheim, Köln und Leipzig beobachtet. Die Krankheitsentwicklung im Jahr 2018 in Nordrhein Westfalen war jedoch außerordentlich dramatisch. Am Kaiserstuhl wurde das massive Auftreten des Rußrindenpilzes erstmals im Herbst 2019 registriert.

Nach derzeitigem Wissensstand wird der Erreger  durch trocken-heiße Sommerphasen gefördert. Wahrscheinlich kann Cryptostroma corticale die Schwächung der gestressten Bäume nutzen, das endophytische Stadium verlassen und einen Infektionsprozess einleiten.

Sporenstaub ist gefährlich!

Gefährlich werden dabei vor allem die Konidien  des Pilzes. Der schwarze Sporenstaub von Cryptostroma corticale bildet sich unter den sich ablösenden Rindenplatten, wo pro cm² mehr als 100 Millionen Sporen entstehen. Die Größe der Sporen liegt bei 3 - 5 μm. Sie sind beim Einatmen in der Lage in die menschlichen Lungenbläschen vorzudringen und können dort auch bei gesunden Menschen starke Entzündungsprozesse auslösen. Erhebliche Gesundheitsschäden mit mehrmonatigen Beschwerden sind die Folge. Aus diesem Grund müssen befallene Bäume unabhängig vom Krankheitsverlauf schnellstmöglich von den Kommunen entfernt werden. In diesem Jahr ist zusätzlich ein ungewöhnlich rascher Verlauf der Erkrankung mit schnellem Absterbeprozess der Bäume und zusätzlicher Gefährdung durch die Beeinträchtigung der Verkehrssicherheit zu beobachten.

Foto: Sporenlager unter der Rinde

Kommunen müssen schnell reagieren

Aufgrund der Gesundheitsgefährdung haben viele Kommunen schnell reagiert und betroffene Bäume vorsichtig abgetragen. In der Lokalpresse und im Internet werden erforderlichen und umfangreichen Baumfällaktionen den Bürgern erklärt. Die ausführenden Arbeiten müssen wegen der Infektionsgefahr mit Atemschutz und teilweise sogar unter Beregnung durchgeführt werden.

Auf diese Weise soll eine Gefährdung der Forstarbeiter und der Bevölkerung verhindert werden.

Es ist zu erwarten, dass die veränderte Klimasituation ein Fortschreiten dieser Erkrankung fördert. Zur Gefahrenabwehr ist auch die Bevölkerung aufgerufen, Verdachtsfälle an die betroffenen Kommunen zu melden.

 

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